Vorüber, ach vorüber. Die politische Landschaft war früher angenehm überschaubar. Es gab vier Parteien, wobei die CSU, wie jetzt auch wieder, gerne laut, aber folgenlos auf ihrr Eigenständigkeit beharrte. Aber jetzt? Sechs Parteien sind schon im Bundestag, die Piraten kommen vermutlich noch dazu. Und wer weiß, was sich bis zur Wahl im kommenden Jahr alles noch ergibt.
Ganz aktuell droht der Nation eine Sängerpartei. Gotthilf Fischer, Erfinder des freudetrunkenen Massengesangs, möchte mit einer “Singenden Volkspartei” in den Bundestag einziehen. Eine gar nicht mal so schlechte Idee. Fehlt uns doch in diesen Krisenzeiten die Leichtigkeit, mit der die deutsche Nationalelf in griechische Strafräume stürmt. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen ginge vieles leichter.
Drei Probleme gibt es allerdings: Der Volksmund hat sich beim Reimen seiner Volkslieder bislang noch keinen Reim auf zeitgemäße Begriffe wie Fiskalpakt oder Betreuungsgeld gemacht. Außerdem werden Sänger(innen) lästig, wenn sie nicht mehr wissen, wann sie aufhören müssen. Und schließlich sagen erste Prognosen, dass eine Sängerpartei kaum in großer Zahl ins Parlament kommen wird. Wen aber soll ein fünfköpfiges Chörlein beeindrucken?
Im Trend liegt unser Sangesfreund Fischer aber allemal Das Stichwort heißt “Partikularinteressen”. Ging man früher davon aus, dass drei Parteien reichen würden, um das ganze Spektrum unseres Daseins abzudecken, so gilt heute diese Richtung: Für jedes Problem eine eigene Partei. Für jedes Interesse ebenso.
Freuen wir uns also über die baldige Gründung der Gut-Holz-Keglerpartei, der Anglerpartei, der Aperol-Spritz-Union, der Vereinigten Solariumsgänger, der Freien Currywurstesser, des demokratischen Bundesschwimmerbundes oder der Sofahocker-Partei. Ganz sicher: Wenigstens eine dieser neuen politischen Gruppierungen würde den Einzug in einen oder mehrere Landtage und vielleicht sogar ins Berliner Parlament schaffen.
Eine Partei fehlt in dieser Auflistung, trotz Sieggarantie: Die Partei des deutschen Fußballs. Spätestens dann, wenn das EM-Finale gewonnen wäre, würde sie es mit ihrem Kanzlerkandidaten Jogi Löw und dem designierten Pressesprecher Lukas Podolski auf mindestens 25 Prozent schaffen. Und somit wissen wir, warum sich Kanzlerin Angela Merkel zurzeit so gerne neben den DFB-Präsidenten auf die Tribüne setzt. Der Fußball ist ihr völlig egal. Sie führt schon Koalitionsverhandlungen.